Gewalt gegen Frauen: Zeit, das Schweigen zu brechen

Gewalt gegen Frauen: Zeit, das Schweigen zu brechen

Der 25. November ist nicht nur ein Datum, er ist ein Weckruf, ein Aufruf zum Kampf. Der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen ist ein Symbol des Widerstands gegen eine Welt, in der die Stimmen der Frauen unterdrückt und ihre Körper, Rechte und Träume ignoriert werden. Gewalt gegen Frauen ist weder eine individuelle noch eine private Angelegenheit; sie ist eine offenkundige Realität, die Gesellschaften von Grund auf korrumpiert, ihr Gewissen und die Ehre der Menschheit beschädigt.

Die Wurzeln dieses Kampfes gehen zurück auf das Massaker an den Schwestern Mirabal in der Dominikanischen Republik im Jahre 1960, die sich einem grausamen diktatorischen Regime widersetzten. Ihr Mut und ihr Kampf für Gerechtigkeit und Freiheit waren ein Wendepunkt, an dem die Stimme der Frauen gehört wurde. Doch dieser Kampf ist weder damals noch heute zu Ende. Wenn wir heute in ein Land des Nahen Ostens blicken, erreicht die Gewalt gegen Frauen in all ihren Formen unglaubliche Ausmaße und kann nicht verhindert werden. Im Iran zum Beispiel kann eine Frau auf der Straße verprügelt werden, nur weil ihr Haar sichtbar ist, oder in Afghanistan kann eine Frau leicht ihr Leben verlieren. Oder während des Krieges in Palästina sind es die Frauen und Kinder, die am meisten ihr Leben verlieren, ohne Rücksicht auf die Regeln des Krieges; sie sind es, die den Krieg in seiner ganzen Intensität am härtesten zu spüren bekommen.

Frauen, in denen der Sauerteig der Gesellschaft und der Menschlichkeit materiell und spirituell lebendig wird, erleben heute eine der schlimmsten Phasen der Gewalt. Infolge des antidemokratischen und repressiven Regimes, das sich in der Türkei vor allem nach dem 15. Juli 2016 herausgebildet hat, wurde die Rechtsstaatlichkeit mit Füßen getreten, die Demokratie außer Kraft gesetzt und ein großes Blutbad in der Gesellschaft angerichtet. Diese Situation hat manchmal dazu geführt, dass schwangere Frauen ohne Rücksicht auf ihre besonderen Umstände ins Gefängnis geworfen werden, dass Frauen, die gerade entbunden haben, aus dem Bett gezerrt und wie Kriminelle im Morgengrauen wegen erfundener Straftaten ins Gefängnis gebracht werden, dass Mütter mit ihren Kindern verhaftet werden oder dass die Mutter von ihrem Kind getrennt wird, selbst wenn das Kind im Sterben liegt, und dass Inhaftierungen mit Praktiken durchgeführt werden, die selbst im geltenden Recht des Regimes keinen Platz haben. Durch die Viktimisierung dieser Menschen und den Druck, der auf sie ausgeübt wird, wird auch der Rest der Gesellschaft eingeschüchtert. Der Rest der Gesellschaft wird durch den Druck des Rechtssystems auf Frauen und Kinder, die schwächsten Mitglieder der Gesellschaft, auf Linie gebracht.

In den letzten Tagen wurden Frauen und Kinder, von jung bis alt, verhaftet und viele von ihnen in groß angelegten Operationen, die in der Türkei weiterhin illegal durchgeführt werden, verhaftet und in Gefängnisse gebracht. Darüber hinaus werden selbst älteren Frauen Handschellen auf den Rücken gebunden und diese Bilder der Presse präsentiert. Mütter werden von ihren Kindern bedroht, Kinder von ihren Müttern, Ehepartner von einander.

In der modernen Welt nimmt die Gewalt gegen Frauen eine andere Dimension an. Sie entfremdet die Frau von ihrem eigenen Wesen und macht sie zur Ware oder zum Marketinggesicht eines Verkaufsproduktes, und selbst mit dem Schrei nach Emanzipation werden Frauen zu Sklavinnen des Kapitals. In materieller und moralischer Hinsicht sind Frauen hinter den Kulissen der Gesellschaft oder des Arbeitslebens immer noch Ungleichheiten ausgesetzt. Die Fälle von Gewalt gegen Frauen und Femiziden, die heute eine schreckliche Wendung genommen haben, nehmen mit dem Verfall des Justiz- und Rechtssystems und der Unzulänglichkeit der Schutzgesetze zu; die Gesellschaften sind durch diese Morde völlig aus dem Gleichgewicht geraten. Frauenmorde sind eine blutende Wunde unserer Zeit, auf die die ganze Welt dringend eine Antwort finden muss. Millionen von Frauen sind nach wie vor Gewalt, Unterdrückung und Diskriminierung ausgesetzt. Frauen, die Garantinnen des Lebens und der Zukunft, sind einem Ausmaß an Gewalt ausgesetzt, das die Menschheit beschämt. Noch immer verlieren viele Frauen ihr Leben, nur weil sie „Frauen“ sind.

Gewalt gegen Frauen ist nicht nur körperlicher Natur. Jedes Verhalten, das die Träume, Rechte und Freiheiten von Frauen einschränkt, ist eine Form von Gewalt gegen Frauen. Psychischer Druck, wirtschaftliche Ausbeutung, soziale Ausgrenzung sind unsichtbare Ketten, die Frauen das Leben nehmen. Diese Ketten zu sprengen, ist nicht nur Aufgabe der Opfer, sondern der gesamten Gesellschaft. Denn wenn auch nur ein Mensch im Schatten der Gerechtigkeit steht, kann niemand von uns wirklich frei sein.

Der 25. November ist der Tag, das Schweigen zu brechen. Gewalt wächst nicht nur, wenn sie begangen wird, sondern auch, wenn sie ignoriert wird. Jedes Schweigen, jede Gleichgültigkeit, jede Haltung des „Das geht mich nichts an“ bedeutet den Verlust einer weiteren Frau. Lassen Sie uns den heutigen Tag als Chance begreifen, diesen Kreislauf zu durchbrechen. Inspiriert vom Mut der Schwestern Mirabal ist es an der Zeit, ein Licht gegen diese Dunkelheit zu setzen.

Eine Welt ohne Gewalt gegen Frauen ist nicht nur ein Traum, sondern ein Ziel, das es zu erreichen gilt. Dafür müssen wir das Bewusstsein schärfen, unsere Stimmen erheben und die Solidarität stärken. Denn wir dürfen nicht zulassen, dass noch eine Frau ihr Leben verliert, dass noch ein Traum unerfüllt bleibt, dass noch eine Zukunft verdunkelt wird. Heute ist nicht nur ein Tag, an dem wir der Opfer von Gewalt gedenken, sondern auch ein Tag, an dem wir aktiv werden müssen, um Teil des Wandels zu sein. Jeder von uns kann und muss einen Schritt in diesem Kampf tun. Nur gemeinsam können wir eine Welt schaffen, in der Gewalt nicht normalisiert wird, in der alle Frauen dieser Welt gleichberechtigt sind und frei leben können.

Solidarität und Entschlossenheit sind unsere stärksten Waffen auf diesem Weg zu Gerechtigkeit und Gleichheit. Vergessen wir nicht, dass die Gewalt gewinnt, wenn wir schweigen; die Hoffnung wächst, wenn wir unsere Stimme erheben.

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